Samstagnachmittag. Die Vogerln zwitschern lieblich beim Fenster herein. Das zarte Frühlingslüfterl schummelt sich sanft am frischgewaschenen Vorhang vorbei und schlendert leichtfüßig durch das Haus.
„Ja, Frühling ist’s, dich hab‘ ich vernommen.“
Und plötzlich kommen sie – die Nachbarin Blondie und ihr Rasenmäher – beide Baujahr 1980.
Ich lasse die Liege, die ich gerade in meinem Garten aufstellen wollte, fallen. Der Rasenmäher brüllt und röhrt. Über die Hecke sehe ich nur den blonden wuscheligen Haarschopf meiner Nachbarin, wie sie mit ihrem Kumpan auf und ab marschiert. Wenn der Rasenmäher über ein Geäst rattert, hört man seine Zähne knirschen und es kracht, wenn er ein paar jungen Bäumchen das Genick bricht.
Schonungslos fährt Blondie mit ihm über die Wiese – ein Fetzen der Gemeindezeitung fliegt zur mir herüber. Darin waren dieses Mal die empfohlenen Mähzeiten veröffentlicht – diese würden am Samstag zu Mittag enden.
Benzingeruch schleicht sich in meinen Garten und eliminiert den zarten Duft der Rosen. Zwischendurch – wenn der Rasenmäher ganz arg hustet – verirrt sich eine schwarze Rauchwolke auf mein Grundstück und umhüllt meine Pfingstrosen.
Es beginnt zu tröpfeln – dankbar sehe ich gen Himmel. Gut, meine Liege muss ich wieder ins Haus hineinräumen, aber der Lärm wird nun hoffentlich verstummen.
Aber die beiden sind eisern. Sie ziehen durch, was sie begonnen haben. In meiner Verzweiflung schreie ich „Ruhe!“ doch der Rasenmäher frisst sogar meine Stimme auf.
Plötzlich – zwei Stunden später – die Kirchenglocken läuten gerade zur Abendmesse – schlägt eine unglaubliche Stille in meinem Garten auf. Ich bin irritiert. Meine Ohren und ich atmen durch.
Eine Amsel singt ein Lied. Es riecht nach geköpften Grashalmen. Gänseblümchen und Löwenzahn mussten in Nachbars Garten heute ihr Leben lassen. Ich höre, wie Blondie die letzten Reste des Grasgemetzels von der Klinge kratzt.
Ich hasse den Rasenmäher Lärm. Morgen, komme ich, der Sensenmann.