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05. März 2023

Der kaputte Kühlschrank und die Gehaltserhöhung

Geschäftsführung Hr. N. Oberer. Ich starre auf das Schild auf der weißen Tür vor mir. Ich ziehe meinen Pulli an meine Nase um zu checken, ob das Deo auch hält, was es verspricht. Der Puls galoppiert dahin. Meine Lippen fühlen sich an wie Backpapier. Ich ziehe meine Schultern hinunter, wie es mir meine Physiotherapeutin empfohlen hat, hole Luft und klopfe an die Türe.

Das Wort „Kühlschrank“ fliegt durch meinen Kopf. Der ist gestern eingegangen. Normalerweise brummelt er tief vor sich hin: „brumm, brumm“ – so ganz meditativ. Doch vor einer Woche hat sich zwischen dem Brummen ein Quietschen hineingeschummelt.

„Hörst du das auch?“, habe ich Stefan gefragt.

„Was? Ich höre nichts.“ Stefan kann keine hohen Töne hören oder nur sehr schlecht. Das verwendet er immer als Ausrede, wenn er vergessen hat, was ich ihm gesagt habe.

Aber egal, also zwischen dem Brummen hat es definitiv gequietscht.

„Naja, er wird eben alt.“, ist Stefans lapidare Aussage gewesen.

Wir haben ihn quietschen gelassen. Das hilfesuchende Quietschen ist aber lauter geworden.

„Ja, jetzt höre ich es auch.“, hat Stefan nach drei Tagen gemeint. „Das ist nicht normal.“

Wir haben den Kühlschrank aus- und wieder angesteckt. Jetzt quietscht er nicht mehr. Brummen auch nicht. Ach ja, und Kühlen leider auch nicht.

Deshalb bin ich heute hier bei Herrn Oberer, um ihm zu sagen: „Hey Boss ich brauch‘ mehr Geld.“

„Ja, was kann ich für Sie tun?“, begrüßt mich Herr Oberer und deutet mich ihm gegenüber an seinen Schreibtisch zu setzen.

Das vorbereitete Papier flattert in meinen Händen. Darauf habe ich aufgeschrieben, was ich alles im letzten Jahr für die Firma geleistet habe.

Bevor ich meine Argumente und die damit verbundene Gehaltserhöhung anbringen kann, bestätigt mir Herr Oberer, dass er sehr wohl weiß, dass wir in unserer Abteilung viel zu tun haben und nach Lösungen gesucht wird. Er schenkt mir ein Lächeln, wohlwollende Wortformulierungen, verwirrt mich mit konzerntechnischen Details, von denen ich keine Ahnung habe und die mich persönlich nicht betreffen. Nachdem ich meine lang vorbereitete Rede zu „Ginge vielleicht eine kleine Überzahlung?“ gekürzt habe präsentiert er mir ein „Ja, da wird sich schon einmal etwas machen lassen.“

Mit einem guten Gefühl gehe ich aus dem Gespräch.

Das ist im November gewesen. Jetzt ist Februar. Eine Gehaltserhöhung hat mein Konto bis jetzt nicht gesehen. Zu unserem Glück ist es saukalt. So können wir unsere Lebensmittel draußen lagern. Der Kühlschrank steht nur mehr zur Zierde in unserer Küche.

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Frohe Ostern!


Die turbulente Fahrt durchs Leben geht weiter. Mithilfe des gewitzten Nachbarn Cornelius Fliege führt sie sogar durch Raum und Zeit.


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